Anzucht mit verschiedenen Gemüsekulturen

Gemüsepflanzen selber anziehen

Im Frühjahr, wenn alles sprießt und anfängt zu wachsen, kannst du deine eigene Gemüsepflanzen aus Samen anziehen. Wir ziehen seit vielen Jahren unsere Gemüsepflanzen selbst. Es macht viel Freude, die kleinen Pflänzchen wachsen zu sehen. Wenn es noch kalt ist, kannst du drinnen deine Gemüsepflanzen selber anziehen. Dann sind sie ausreichend groß und stark, wenn es draußen wärmer wird. Ich erkläre dir in diesem Artikel, wie du das schaffst.

Der Platz für deine Anzuchten

Für deine Gemüsepflanzen, benötigst du einen hellen, warmen Platz. Viele Gärtner stellen ihre Anzuchtgefäße auf die Fensterbank. Dabei musst du darauf achten, dass die Pflanzen viel Licht bekommen und sich nicht gegenseitig beschatten. Außerdem soll es zwar warm sein, aber die Heizung direkt unter dem Fensterbrett sollte auch nicht an sein. Denn dadurch kann es schnell viel zu warm werden und die Erde trocknet außerdem zu schnell aus.

Die Temperaturbedürfnisse der Pflanzen sind sehr unterschiedlich. Mais, Tomaten, Gurken, Kürbis und Paprika zum Beispiel benötigen höhere Temperaturen als Salate und Kohl, die bei uns eher bei 15 – 18°C gut angezogen werden können. Insbesondere bei Salaten und Kohl ist die Anzuchttemperatur sehr wichtig. Ist sie zu hoch, schießen die Pflanzen und bilden eine Blüte aus, so dass man sie nicht mehr verwerten kann.

Wir haben bei uns die unterschiedlichen Bedürfnisse in der Anzucht so gelöst, dass die Pflanzen in unterschiedlichen Räumen stehen. In einem Raum haben wir auch ein großes Anzuchtregal gebaut. In der unteren Etage ist es weniger warm als oben, so dass man auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Pflanzen gut eingehen kann.

Die beste Anzuchtzeit

Normalerweise beginnt man im Februar und März mit den Anzuchten. Das hängt aber von deiner Planung ab (hier findest du einen Artikel, wie du deinen Bedarf als Selbstversorger planen kannst). Hast du ein Gewächshaus oder ein Frühbeet, kannst du schon früher anfangen Pflanzen anzuziehen. Vor einigen Jahren haben wir immer in der zweiten Januarwoche mit den ersten Salaten fürs Gewächshaus begonnen. Mittlerweile starten wir aber etwas später, da wir in den letzten Jahren den Winteranbau von Gemüse betreiben und dann im Winter und Frühjahr noch genügend Salate zum Ernten haben. Es macht aber Spaß, in der dunklen Jahreszeit dem Frühling entgegenzufiebern und mit kleinen grünen Pflanzen für gute Laune zu sorgen.

Samen kaufen

Wir sind in den letzten Jahren dazu über gegangen, unsere Samen bei einem Saathersteller in Bio-Qualität zu kaufen. Es gibt auch Saatgut im Baumarkt zu kaufen.

Was auch sehr viel Spaß macht, ist eine Saatgutmesse zu besuchen. Dort verkaufen private und gewerbliche Händler ihre selbst gezogenen Samen. Dort bekommt man auch ausgefallene Sorten und alte Gemüsesorten. Auf solch einer Messe haben wir beispielsweise mal Wildtomaten gekauft. Sie wachsen eher als Busch und tragen winzig kleine Tomaten, in etwa so groß wie Kirschen. Der Geschmack ist allerdings unübertrefflich.

Üblicherweise wird auf Saatgutverpackungen die Anzahl der enthaltenen Samen und die Keimquote bzw. Keimfähigkeit angegeben. Die Keimfähigkeit bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, wieviele der Samen aufkeimen. Die Keimfähigkeit wird in Prozent angegeben. Bei Samen mit geringer Keimquote musst du mehr Pflanzen anziehen, weil einige von ihnen eventuell nicht auflaufen. Kulturen mit geringer Keimquote sind beispielsweise Kürbis, Mais, Zucchini und Gurken.

Dein Saatgut solltest du in jedem Fall trocken aufbewahren. Wenn du regelmäßig Gemüsepflanzen selbst anziehst, wirst du einiges an Saatgut ansammeln. Du solltest Ordnung halten und das Saatgut alphabetisch sortiert aufbewahren. Wir verwenden dazu eine kleine Holzkiste ähnlich eines Karteikastens.

Beachte zusätzlich auch die Haltbarkeit des Saatguts. Abgelaufenes Saatgut hat eine schlechtere Keimfähigkeit. Die Keimfähigkeit nimmt also mit der Zeit ab. Profis verwenden das Saatgut nur in einem Jahr. Als Hobbygärtner kann man die Aussaatmenge erhöhen.

Kasten für Saatgut aus Holz

Anzuchtgefäße – Blumentöpfe und Co.

Du kannst deine Anzuchten in verschiedenen Gefäßen aussähen. Beispielsweise kannst du Blumentöpfe sammeln und für deine Gemüseanzucht verwenden. Hast du allerdings viele Anzuchten, wird das schnell unübersichtlich und aufwändig. Im Frühjahr kommen bei uns ein paar Hundert Pflanzen zusammen und will man diese mal umstellen, ist es sehr umständlich, einzelne Blumentöpfe zu verwenden. Daher verwenden wir seit einigen Jahren sogenannte Multitopf-Platte. Man kann sich das als zusammenhängende Blumentöpfe auf einer Platte vorstellen. Es gibt Multitopf-Platten in unterschiedlichen Größen – je nachdem, wieviel Erde die Pflanzen benötigen.

Es gibt auch die Möglichkeit, alte Klorollen-Pappen als Anzuchttopf zu verwenden oder sich selber Töpfe aus Zeitungspapier für die Gemüseanzucht zu knicken. Ich kann dir aber davon abraten, denn das Papier und die Pappen weichen durch und fangen an zu schimmeln durch die Feuchtigkeit. Der Schimmel kann dann die Pflanzen schädigen, außerdem möchte niemand Schimmel im Wohnbereich haben.

Wir gehen pragmatisch an die Größe der Multitopf-Platten ran: Hauptsächlich verwenden wir zwei Größen: 54 und 96

  • In der 96er-Platte ziehen wir Asia Salat, Rukola, Feldsalat und Spinat an.
  • Alle anderen Kulturen (Salate, Kohlsorten etc.) ziehen wir in 96ern.
  • Darüber hinaus werden Tomaten, Kürbis, Zucchini, Paprika und Gurken in kleinen Einzelblumentöpfen ausgesät und einmal noch später in einen größeren Blumentopf umgepflanzt, bevor die Pflanzen ins Beet gepflanzt werden.

Pflanzen pikieren

Es gibt auch die Möglichkeit, zunächst Samen in einer Schale auszusäen und später auseinander zu setzen. Das heißt dann “pikieren”, wenn man die Pflanzen vereinzelt. Dafür ist etwas Fingerspitzengefühl notwendig, um die kleinen Pflänzchen nicht zu beschädigen. Am besten, man nimmt einen Schaschlikspieß zu Hilfe und löst die Pflanzen vorsichtig aus der Erde. Betonung hierbei immer auf “vorsichtig”.

Der Vorteil beim Pikieren ist, dass man keine leeren Töpfe hat, die nicht gekeimt sind. Insbesondere in der Multitopf-Platte verschwenden leere Töpfe Platz, da sie bis zum Auspflanzen leer bleiben.

Anzuchterde

Vor einigen Jahren haben wir verschiedene Erde zur Anzucht ausprobiert. Anfangs war ich immer der Meinung, man müsse den kleinen Pflanzen die bestmögliche, nährstoffreichste Erde zur Verfügung stellen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Jungpflanzen vertragen noch nicht so viele Nährstoffe im Boden. Dadurch können die Wurzeln geschädigt und sogar die Keimung verhindert werden.

Bei der Anzucht sollen die Pflanzen Wurzeln ausbilden, die dann später eine gute Grundlage bilden, Nährstoffe und Wasser aufzunehmen und bei Wind die Pflanzen optimal im Boden halten. Das erreicht man am besten dadurch, dass die Anzuchterde nicht sonderlich nährstoffreich ist. Dadurch muss die Pflanze schnell viele Wurzeln ausbilden, um den Anzuchttopf zu durchwurzeln und Nährstoffe zu finden. Damit hat die Pflanze dann einen guten Wurzelballen, wenn sie ins Beet gepflanzt wird. Man kann eine Pflanze vorsichtig von unten aus dem Anzuchttopf drücken, um die Durchwurzelung zu überprüfen.

Wir sind dazu über gegangen, Anzuchterde zu kaufen und nicht selbst zu mischen. Damit haben wir in den letzten Jahren gute Erfolge erzielt. Die Anzuchterde muss ausgesiebt werden. Dazu eignet sich ein sogenanntes Holzrandsieb. Damit wird die Anzuchterde durchsiebt. Man erhält eine leichte, fluffige Erde, die frei von Stöckern und großen Stücken ist. Darin können Pflanzen dann leicht wurzeln.

Gemüsepflanzen anziehen

Hat man die Anzuchtgefäße mit Erde gefüllt und leicht angedrückt, kann man die Samen hinein legen. Dabei ist wichtig zu wissen, wie die Saat ausgesät werden muss. Du findest Informationen dazu auf dem Saatguttütchen. Einerseits spielt dabei die Saattiefe eine Rolle, das heißt wie tief der Samen in der Erde liegen sollte. Zum anderen findest du aber auch Informationen über Temperatur und Besonderheiten.

Du solltest jede Anzucht beschriften: Manche Pflanzen sehen sich erstaunlich ähnlich. Schreibe die Kultur, die Sorte und das Anzuchtdatum auf die Töpfe oder stecke einen kleinen Stab mit den Informationen in den Anzuchttopf. So findest du deine Pflanzen wieder und kannst auch vergleiche ziehen, wie die Pflanzen im Vergleich zu anderen Aussaatzeiten gewachsen sind.

Einige Samen haben spezielle Voraussetzungen bei der Keimung. Zwei davon möchte ich hervorheben.

GemüsePflanzen selber anziehen

Lichtkeimer

Einige Kulturen keimen nur bei Licht. Daher darfst du den Samen nur oben auf die Erde legen. Damit der Samen immer feucht bleibt, machen wir es so, dass wir eine kleine Mulde von ca. 5mm in den Topf drücken und den Samen da hinein legen. Nicht zudecken! In der Mulde sammelt sich mehr Feuchtigkeit, als auf einer Ebene.

Du kannst die Samen mit einer Mini-Schicht Sand etwas gegen Wind schützen.

Dunkelkeimer

Wie du schon erwarten wirst, müssen diese Samen definitiv in der Erde liegen, damit sie dunkel sind. Die genaue Saattiefe kannst auf deinem Saatguttütchen nachlesen.

Gießen

Anzuchten müssen immer feucht sein! Du musst täglich gießen. Es darf sich aber kein Wasser stauen – dann faulen deine Pflanzen. Beim Gießen musst du anfangs noch sehr sensibel und vorsichtig vorgehen. Das Wasser muss temperiert sein. Kaltes Wasser vertragen Jungpflanzen noch nicht, so dass das Wachstum stagniert. Du musst auch aufpassen, dass die Wassertropfen nicht zu groß sind und die Pflanzen beschädigen. Am besten besorgst du dir eine Sprühflasche, mit der du die empfindlichen Anzuchten am Anfang ansprühst. Dann werden die Pflanzen nicht beschädigt.

Sprühflasche, um die Anzuchten zu besprühen

Nach dem Gießen kann es sein, dass die Pflanzen umfallen – durch das Gewicht des Wassers. Das ist aber normal. Die Pflanzen werden sich in den nächsten Stunden wieder aufstellen.

Die angezogenen Pflanzen in die Beete pflanzen

Ist die Zeit gekommen und sind die Pflanzen vollständig durch die Anzuchttöpfe gewurzelt, können die Pflanzen umgepflanzt werden. Dazu drückst du zu zunächst ein Loch in die Erde und drückst dann die Pflanzen von unten aus ihren Anzuchtgefäßen.

In unseren Breiten ist es üblich, nach den Eisheiligen Mitte Mai die angezogenen Gemüsepflanzen in die Beete im Freiland zu pflanzen. In den letzten Jahren war es auch schon oft früher möglich, da die Eisheiligen ausgefallen sind. Bis zu vier Wochen früher haben wir schon unsere Pflanzen ausgesetzt. Geschützt mit Vlies kann das das Risiko ein wenig abfangen. Man sollte sich nur im Klaren darüber sein, dass es auch schief gehen kann, wenn spontan Nachfröste kommen.

Fazit, Zeit und Kosten

Betreibt man die Anzucht richtig, kann es schon etwas Zeit kosten. Aber es macht auch viel Spaß und gehört zum Gärtnern dazu, seine eigenen Gemüsepflanzen selbst anzuziehen. So kann auch Pflanzen ziehen, die es nicht direkt als Pflanze zu kaufen gibt.
In solidarischen Landwirtschaften und Erwerbsgemüse-Betrieben werden Jungpflanzen eingekauft. Das lohnt sich aber erst bei einer großen Menge.

Alle meine Selbstversorger-Artikel

Literaturnachweis

Wikipedia-Autoren. (2005, 17. Dezember). Jungpflanze. https://de.wikipedia.org/wiki/Jungpflanze#Anzucht

Seymour, J. (2010). Das neue Buch vom Leben auf dem Lande. DK Verlag Dorling Kindersley.

Hasskerl, H. (2010b). Selbstversorgt!: Gemüse, Kräuter und Beeren aus dem eigenen Garten (6. Aufl.). Stocker, L.

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