In dieser Woche war ich für euch zu Besuch auf der SoLaWi Wedesbüttel! Im letzten Jahr hat Adelheid Hinze in Wedesbüttel bei Meine ihren Traum von einer solidarischen Landwirtschaft verwirklicht. Hier baut sie Gemüse nachhaltig und regional an. Ich war zu Besuch bei Adelheid und ihrer Ehefrau Judith und sprach mit ihr über ihre Ziele und sie zeigte mir ihren Betrieb.
Im letzten Jahr gründete Adelheid Hinze die SoLaWi Wedesbüttel. Sie erinnert sich, dass viel zu organisieren war und insbesondere der Aufbau der Bewässerung war sehr aufwändig. Letztendlich hat aber alles gut geklappt. Obwohl sie immer an ihr SoLaWi-Projekt geglaubt hat, fiel ihr ein Stein vom Herzen, nachdem die erste Bieterrunde beendet war, kann sich Adelheid erinnern. Damit war klar, dass genug Geld von allen Mitgliedern zusammen kommt. Bei einer solidarischen Landwirtschaft gibt es keinen fixen Mitgliedsbeitrag, sondern alle Mitglieder geben ein Gebot ab, was sie für die Mitgliedschaft monatlich zahlen können oder wollen.
Was ist eine SoLaWi?
SoLaWi steht für “solidarische Landwirtschaft”.
Bei einer SoLaWi handelt es sich um eine Partnerschaft zwischen Verbraucher:innen und Erzeuger:innen. Die Verbraucher:innen werden für ein Jahr Mitglied in der SoLaWi und bezahlen einen monatlichen festen Beitrag. Dafür bekommen sie wöchentlich einen Anteil der Ernte.
Verbraucher:innen können die Gemüseproduktion transparent miterleben und erhalten regional erzeugte Lebensmittel. Das Sortiment variiert saisonal. Außerdem bekommen sie an verschiedenen Stellen Mitbestimmungsrecht. Das kann z.B. die Auswahl der Gemüsekulturen sein, die angebaut werden sollen.
Für die Erzeuger:innen entsteht Planungssicherheit für ein Jahr. Sie teilen z.B. das Risiko von schlechteren Ernten.
Häufig wird der Mitgliedsbeitrag in einer Bieterrunde ermittelt. Wer mehr bezahlen kann und will, zahlt freiwillig mehr und unterstützt so Mitglieder, die weniger bezahlen können.
Vgl. (E.V., 2023) und (Faires & Nachhaltiges Bio-Gemüse | Solawi Wedesbüttel Meine, n.d.)
Warum eine SoLaWi gründen?
Ich frage Adelheid, warum sie die Gemüsegärtnerei gegründet hat. Denkbar wäre schließlich auch ein Abokistenbetrieb gewesen.
“Der direkte Kontakt ist wichtig. Den Bezug herzustellen, wo Sachen herkommen.” erklärt Adelheid. Sie war selbst jahrelang Mitglied in einer SoLaWi und hat sehr viel Erfahrung mit diesem Konzept gesammelt. Das hat sie geprägt, beschreibt Judith ihre Frau.
Die Mitglieder wissen, wo ihr Gemüse her kommt und haben einen Bezug zum Gemüse und zum Erzeuger, erklären Adelheid und Judith. Das motiviere auch, mehr Gemüse zu essen. Die Mitglieder lernen dabei auch etwas über das Gemüse und ihre Herkunft und erfahren, was saisonal wirklich bedeutet, sagt Judith weiter. Zum Beispiel durch Lagerung von Gemüse und Einkochen. Und man lerne, welche Gemüsesorten im Winter geerntet werden können: z.B. Blattgemüse, Salate.
Für Adelheid hat die SoLaWi natürlich auch in finanzieller Sicht die Betriebsgründung erleichtert, denn sie weiß, dass sie für ein Jahr Abnehmer für ihr Gemüse hat.
Adelheid hat einen Bachelor in ökologische Agrarwissenschaften und hat einige Jahre in verschiedenen Betrieben gearbeitet und viel Erfahrung gesammelt. Auch eine Weltreise hat sie schon unternommen. Sie wirkt ruhig und organisiert. Das zeigt auch ihr Erfolg schon im ersten SoLaWi-Jahr. Die Anteile waren immer gut gefüllt mit Gemüse sagt sie – das zeigen auch die Erntebeispiele auf ihrer Internetseite: http://www.solawi-wedesbuettel.de/das-konzept-solawi
Was beinhaltet eine Ernte momentan im Januar?
Jetzt im Januar, wo ich bei Adelheid zu Besuch bin, wird 2-wöchentlich die Ernte verteilt, bald gibt es aber wieder wöchentlich Gemüse. Adelheid zählt auf, was es in der letzten Woche gab: Kürbis, Lauch, Kartoffel, Möhren, Postelein, Kohlrabi. Das frische Gemüse wie Postelein, Feldsalat und Mangold wechselt sich derzeit von Woche zu Woche ab. Das gesamte Gemüse wird selbst angebaut – bis auf Kartoffeln. Die werden dazugekauft.
Was waren die Erfahrungen im ersten SoLaWi-Jahr?
“Schon anstrengend.”, sagt Adelheid. Begonnen wurde die SoLaWi mit 33 “kleinen Anteilen” und 13 “großen Anteilen”. Die Bieterrunde ergab einen durchschnittlichen Anteilspreis von 77 Euro für den kleinen Anteil und 130 Euro für den großen. Angebaut wurde auf ca. 1900 m².
Natürlich ist nicht immer alles glatt gelaufen. “Der Boden musste erst kennen gelernt werden.” fügt Judith hinzu. “Welche Insekten gibt es, welche Sorten wachsen wie?” All das habe die SoLaWi beschäftigt.
Adelheid beschreibt, noch weitere Herausforderungen:
Insbesondere als die Bewässerung noch nicht gebaut war, habe die Bewässerung per Hand viel Zeit gekostet. Die ersten Fenchel waren daher auch nicht so besonders groß. Auch die ersten Möhren waren sehr klein. Aber alles in allem habe das erste Jahr gut geklappt. Nachdem die Bewässerung fertig war, habe es damit keine Schwierigkeiten mehr gegeben.
Das Zusammenarbeiten mit den Mitgliedern war besonders schön, erzählt Adelheid. Es sei schon im ersten Jahr eine schöne Gemeinschaft entstanden. Das habe man auch daran gemerkt, dass die Mitglieder sehr motiviert waren, selbst mit anzupacken – zum Beispiel beim Aufbau des Folientunnels.
Beruf und Familie
Als ich nach der Vereinbarkeit des Gärtnerberufs mit der Familie frage, ist kurz Stille und sowohl Adelheid als auch Judith überlegen kurz. Jetzt ist gerade Winter und es fällt weniger Arbeit an, aber in der Saison ist viel zu tun. Adelheid sagt, dass sie dann oft früh morgens und abends gearbeitet hat. Grundsätzlich geht es schon gut mit der Vereinbarkeit, da sind sich Adelheid und Judith einig. Der Kindergarten sei z.B. gleich nebenan. Urlaub machen kam allerdings tatsächlich etwas kurz im letzten Jahr, wo viel Aufbauarbeit geleistet werden musste, sagt Adelheid. Da ging es nur ein Wochenende nach Braunschweig zum Zelten.
Was ist für die Zukunft geplant?
Es steht eine Fläche von 2 ha zur Verfügung. Geplant ist aber nicht, dass die SoLaWi immer weiter wächst. In diesem Jahr werden etwa 3000m² bewirtschaftet werden. Etwa 75 Mitglieder ist die Obergrenze, die erreicht werden soll, erklärt Adelheid. Davon kann sie dann gut leben, sagt sie bescheiden. Außerdem ginge der persönliche Bezug mit zunehmender Größe verloren.
In den nächsten Jahren will sie die Arbeit immer effektiver gestalten, damit es zum Beispiel auch mal möglich ist, im Sommer mit der Familie eine Woche Urlaub zu machen.
Zukünftig wird es auch noch weitere Abholstationen geben müssen, um den Einzugskreis zu vergrößern, sagt Adelheid. Die Mitglieder von weiter weg können dann ihre Ernte an einer näher gelegenen Abholstation abholen.
Für das Jahr 2023 sind weitere 30 kleine Anteile geplant. Dazu gibt es in den nächsten Wochen Info-Termine, an denen Interessenten sich informieren können.
Hier findet ihr die nächsten Termine: www.solawi-wedesbuettel.de
Außerdem wurde eine weitere Gärtnerin eingestellt, um die zusätzlichen Anteile zu ermöglichen. Auch ein weiterer Folientunnel muss noch aufgebaut werden, beschreibt Adelheid.
Literaturnachweis
Bildernachweis
Alle Bilder von Adelheid Hinze mit freundlicher Genehmigung,
sofern nicht anders gekennzeichnet.