Obst anbauen zur Selbstversorgung

Der Anbau von Obst ist einfach! Es gibt ein paar Unterschiede beispielsweise zum Anbau von Gemüse. Denn die Pflanzen werden in ihren Beeten für Jahre wachsen – anders als Gemüse, das üblicherweise jährlich wechselt. Hier erfährst du, wie du Obst so anpflanzt, dass du wenig Arbeit damit hast und genügend Ernten kannst. Es gibt auch Tricks, die Ernte zu verlängern.

Beete anlegen

Zunächst einmal kannst du Obst sehr einfach auf deinem Grundstück anbauen. Auch wenn du kein Gemüse anbaust und bisher gar nichts für deine Selbstversorgung gepflanzt hast. Beispielsweise für Beerenobst findet sich fast immer Platz – du kannst Hecken zum Sichtschutz anpflanzen. Dafür eignen sich Brombeeren, Johannisbeeren und Himbeeren sehr gut. Zu bedenken ist nur, dass insbesondere Himbeeren und Brombeeren viele Ausläufer bilden. Falls du die Pflanzen an die Grundstücksgrenze pflanzt, bedenke dabei, eventuell eine Wurzelsperre zu verlegen, damit die Ableger nicht zum Nachbarn wachsen.

Mulchen

Willst du wenig Arbeit mit den Obstbeeten haben, empfehle ich dir auf jeden Fall zu mulchen. Das bedeutet, dass die Beete mit organischem Material bedeckt werden. Dafür kann ich Gehäckseltes empfehlen, zum Beispiel von Bäumen und Büschen. Häckselst du nicht selbst, kannst du Rindenmulch oder Holzschreddermaterial kaufen und die Beete damit bedecken.

Das Mulchen hat eine Reihe positiver Effekte für den Boden und damit auch für die Pflanzen. Einerseits wird das Material mit der Zeit zersetzt und kann dann von den Pflanzen als Nährstoffe verwendet werden. Dafür siedeln sich viele Bodenlebewesen an, die die Arbeit für dich machen. Der Boden wird dabei gelockert. Es entstehen kleine Hohlräume, die dann Wasser speichern können. Somit steht den Pflanzen auch mehr Feuchtigkeit zur Verfügung. Ein weiterer Effekt ist, dass der Boden bedeckt ist – dadurch ist er geschützt. Der Boden trocknet weniger aus, da die Sonne nicht direkt darauf prallt und der Wind nicht darüber fegt. Außerdem können Wind und Regen den Boden nicht so schnell abtragen.

Beetkanten anlegen

Wie ich auch schon in einem meiner anderen Artikel geschrieben habe, ist es wichtig, die Beetkanten ein wenig zu erhöhen. Im Mulch wühlen Vögel und andere Tiere und werfen dabei Teile herum. Die Beetkante verhindert, dass der Mulch auf den Wegen landet. Wie du die Beetkante gestalten kannst, findest du hier. Ich empfehle dir, etwa zwei Backsteine übereinander als Höhe zu verwenden.

Bewässerung

Besonders Johannisbeeren, Stachelbeeren und Heidelbeeren/Kulturbeeren benötigen einen dauerhaft leicht feuchten Boden. Keine Staunässe, aber der Boden darf nicht austrocknen. Gerade in den letzten Jahren, in denen zumindest hier wo ich wohne von Mitte Frühling bis Mitte Sommer kein Regen mehr fällt, ist es wichtig, an eine Bewässerung zu denken. Du kannst am besten Tropfbewässerung direkt an die Pflanze legen und in der wärmeren Jahreszeit täglich bewässern.

Pflanzen aussuchen

Hier findest du eine Liste der Obstsorten, die wir anbauen mit ein paar Kommentaren mit Erfahrungen, die wir gemacht haben:

ApfelÄpfel sind ertragreich und lassen sich gut lagern.
BirneZ.B. Williams Christ und Butterbirne kann ich empfehlen.
KirscheOhne Abdecken der Früchte bekommen wir keine Ernte ab. Du solltest direkt nach dem Fruchtansatz mit feinen Netzen abdecken, um Maden in den Früchten zu vermeiden. Die Netze müssen auf die Bäume, bevor die Früchte gelb werden. Das hat in den letzten Jahren gut bei uns funktioniert.
PfirsichDie Ernte ist etwas Glückssache, in warmen Jahren gut möglich, später Frost im Frühjahr kann viele Blüten zerstören.
AprikoseDie Ernte ist etwas Glückssache, in warmen Jahren gut möglich, später Frost im Frühjahr kann viele Blüten zerstören.
Himbeeren, rot und gelbRote Himbeeren gibt es als Art, die zweimal pro Jahr trägt. Die Früchte der gelben Himbeeren schimmeln schnell bei Regen.
BrombeerenMüssen sehr warm stehen, damit die Früchte ausreifen. Am besten an einer Hauswand, in jedem Fall sehr sonnig, Südseite
Jostabeeren
Johannisbeeren, rot, schwarz und weißGut als Hecke geeignet. So kannst du viele Pflanzen anpflanzen und hast genügend Früchte.
Stachelbeeren, mehrere Arten, rot, gelbBrauchen Boden mit gutem Humusgehalt und dauerhaft Feuchtigkeit.
Heidelbeeren/KulturbeerenEs gibt einige verschiedene Arten. Erfahrungsgemäß kann ich sagen, dass die kleinen, natürlicheren Sorten mehr Geschmack haben, aber die großen Beere natürlich viel schneller geerntet sind. Welche Art bei dir gut gedeiht, wirst du ausprobieren müssen. Heidelbeeren sind nicht ganz einfach, brauchen sauren Boden mit viel Humusanteil.
KiwiSehr ertragreich, benötigt etwas, woran die Äste entlang ranken können. Am besten sehr sonnig und warm. Es kann ein paar Jahre dauern, bis die Pflanze Früchte trägt. Du solltest die Pflanze jedes Jahr zurecht schneiden.
WeintraubeSehr ertragreich, benötigt etwas, woran die Äste entlang ranken können. Am besten sehr sonnig und warm.

Man könnte noch zusätzlich Erdbeeren nennen, aber wir machen es so, dass die Erdbeeren nach zwei Jahren den Standort wechseln und komplett aus frischen Ablegern gezogen werden. Daher passt diese Art des Anbaus nicht zu den übrigen Obstsorten oben.

Mit einem Trick die Ernte verlängern

Vermutlich möchtest du möglichst lange Obst ernten. Nur ist nun mal nach einer gewissen Zeit einfach Schluss. Bei den Himbeeren, die zweimal im Jahr tragen, hast du auch im Spätsommer/Herbst nochmal Ernte, aber bei den anderen Obstkulturen ist das eher unüblich.

Es gibt aber einen kleinen Trick, wie du die Erntezeit verlängern kannst: Wenn du unterschiedliche Beete verwendest, die sich ein wenig in Licht und Wärme unterscheiden, wirst du von derselben Obstkultur in zwei Phasen ernten können. Wenn die Verhältnisse der Beete sehr unterschiedlich sind, kann es sein, dass die erste Ernte vom ersten Standort gerade beendet ist und beim zweiten Standort erst beginnt. Das ist natürlich ideal.

Natürlich muss es nicht ein ganz anderes Grundstück sein. Es reicht schon aus, wenn man zwei Seiten des Grundstücks für diese Teile des Anbaus verwendet. Bei Himbeeren, Johannisbeeren und Erdbeeren funktioniert dieses Prinzip gut.

Schutz gegen Vögel und Insekten

Viele Obstsorten werden von Vögeln und anderen Tiere gerne gefressen. Meist schneller, als man selbst die reifen Früchte ernten kann. Dagegen gibt es mehrere Maßnahmen.

Die Büsche abdecken

Du kannst Schutznetze kaufen, die du über die Büsche und Bäume werfen kannst. Bei Kirschen (s.o. Tabelle), kann ich dir empfehlen, ein Insekten-Schutznetz zu verwenden, um auch die Früchte gegen Maden zu schützen. Dasselbe empfiehlt sich auch bei Weintrauben, damit die Früchte vor Wespen und Hornissen geschützt sind.

Falls du abdecken willst, kannst du dir die Arbeit ein wenig vereinfachen, wenn du ein Gestellt oder ein paar Pfähle um die Pflanzen vorsiehst. So kannst du die Netze schneller über die Pflanzen werfen. Dadurch liegen die Netze auch nicht direkt auf den Ästen.

Genügend Obst anbauen

Hast du genügend Obst angebaut, so dass etwas sowohl für Tier, als auch Mensch übrig bleibt, gibt es keine Notwendigkeit für einen Schutz. Das ist die bequemste Variante, denn die Netze über die Büsche und Bäume zu werfen ist auch immer sehr aufwändig. Da ist es auch insgesamt eine faire Lösung, mehr anzubauen und den Wildtieren ihren Anteil zu lassen. Bei den Johannisbeeren funktioniert das bei uns seit vielen Jahren gut.

Praxisbeispiel: Der Vogelkäfig

Bei Heidelbeeren/Kulturbeeren ist der Fraß trotzdem immens, daher haben wir dafür einen Bereich im Garten mit unserem “Vogelkäfig” umbaut. Der Vogelkäfig funktioniert anders als üblich, denn bei dieser Variante sind die Vögel außen. Wir haben ein Gestell aus Holzpfählen gebaut und diese mit Einschlaghülsen im Boden befestigt. Daran haben wir ringsherum und oben drüber Kükendraht befestigt. Der Käfig hat eine Tür und hat Platz für 12 Heidelbeerbüsche, die dort seit Jahren gut gedeihen und sehr viel Beeren tragen.

Hier mulchen wir übrigens nur mit saurem Material. Das ist zum Beispiel Gehäckseltes von Nadelgehölz (unbedingt mit Nadeln). So ist in den letzten Jahren eine Art Waldboden entstanden, der sehr schön fluffig-leicht ist und leicht nachgibt, wie als würde man auf Moos gehen. Saurer Boden dieser Art ist wichtig für Heidelbeeren. Du kannst zum Beispiel jährlich die Äste vom Weihnachtsbaum häckseln und an die Heidelbeeren geben. So machen wir es immer.

Fazit

Hast du einmal Obstbeete angelegt, kannst du viele Jahre davon profitieren. Als Selbstversorger ist dies sicherlich eine einfache Möglichkeit, zu starten. Das Obst ist natürlich saisonal, steht also nicht das ganze Jahr zur Verfügung. Schlau angepflanzt in mehreren verschiedenen Beeten auf deinem Grundstück, kannst du die Ernte aber etwas verlängern.

Alle meine Selbstversorger-Artikel

Literaturnachweis

Stangl, M. (2009). Obst aus unserem Garten: Stopper: Alles über Sorten, Pflanzung, Pflege, Ernte (6., Aufl., Neuausg.). BLV Buchverlag.

Seymour, J. (2010). Das neue Buch vom Leben auf dem Lande. DK Verlag Dorling Kindersley.

Hasskerl, H. (2010b). Selbstversorgt!: Gemüse, Kräuter und Beeren aus dem eigenen Garten (6. Aufl.). Stocker, L.

Bildernachweis

Bilder von Obst in der ersten Galerie oben: Bild von congerdesign auf Pixabay

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