Ein Gewächshaus für die Wintergärtnerei bauen

Im Winter Gemüse anbauen! Das hört sich absurd an, funktioniert aber! In diesem Artikel möchte ich unseren Gewächshausbau für die Wintergärtnerei mit dir teilen. Es basiert auf einem Fertigbausatz, allerdings haben wir ein ordentliches Fundament gebaut. Weil wir auch Gemüse im Winter anbauen wollen, haben wir daher auf die Wärmeisolierung des Gewächshauses wert gelegt. Es war ein imposantes Bauprojekt mit viel Spaß für die ganze Familie!

Wenn ich von Wintergärtnerei schreibe, meine ich nicht den Anbau mit Heizung und zusätzlichen Licht, sondern meine einen saisonalen Anbau unter den bei uns klimatischen Bedingungen. Es geht darum, günstige Bedingungen zu schaffen und die Möglichkeiten zu nutzen, die die Natur uns gibt.

Vor ein paar Jahren haben wir dafür ein großes Fertiggewächshaus für den Privatbereich gekauft und aufgebaut. Wir haben das Projekt langfristig geplant und in dem Zuge den Garten erheblich umgestaltet. Denn das Gewächshaus sollte einen prädestinierten Standort bekommen. Hier möchte ich dir unsere Überlegungen teilen – vielleicht kannst du dir davon etwas abgucken.

Was bedeutet Wintergärtnerei?

Der Begriff Wintergärtnerei ist mir erstmalig im Buch von Eliot Coleman begegnet (Coleman & Palme, 2014). Eliot Coleman gilt als der Begründer der Wintergärtnerei und beschreibt in seinem Buch “Handbuch Wintergärtnerei. Frisches Biogemüse rund ums Jahr” Methoden, mit denen bestimmte Gemüsekulturen im ungeheizten Gewächshaus oder Folientunnel angebaut werden können.

Vgl. Coleman und Palme (2014)

Die Anforderungen an unser Gewächshaus

Ein wenig habe ich von unseren Anforderungen an den Gewächshausbau schon oben geschrieben. Hier nochmal in Kürze zusammen gefasst:

  • Das Gewächshaus sollte freistehen ohne Beschattung
  • Es sollte so gebaut werden, dass es frostsicher steht
  • Insbesondere das Fundament sollte gut isolieren, um auch im Winter Gemüse anzubauen
  • Für die “warmen Kulturen” wie Tomaten und Gurken sollte das Gewächshaus die Saison verlängern
  • Ein Wasseranschluss sollte direkt im Gewächshaus eingebaut werden
  • Auch ein Stromanschluss sollte bei der Gelegenheit bereits eingebaut werden (auch wenn es noch keinen Bedarf für Stromgeräte gab)
  • Der Boden sollte dabei erheblich gelockert und aufgewertet werden, weil der ursprüngliche Boden stark verdichtet und humusarm war
  • Das Gewächshaus sollte einen guten Isolationswert haben
  • Die Höhe des Gewächshauses sollte Tomaten und Gurken ermöglichen, die weit über 2m hoch wachsen können
  • Bei dem ganzen Aufwand sollte es ein wirklich gutes, stabiles und damit langlebiges Modell sein

Über den Einbau einer Heizung haben wir lange nachgedacht, aber letztendlich lohnt es sich nicht (aus ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkte). Wie wir aber später bei der Wintergärtnerei und dem Winteranbau festgestellt haben, ist eine Heizung aber auch nicht zwingend notwendig. Jedenfalls nicht, wenn du saisonales Gemüse anbaust. Meine Überlegungen zur Heizung habe ich dir weiter unten beschrieben.

Den Standort für ein Gewächshaus für die Wintergärtnerei wählen

Der Standort eines Gewächshauses ist sehr wichtig. Das Gewächshaus darf nicht beschattet werden und muss damit erheblichen Abstand von Gebäuden, Büschen und Bäumen haben. Besonders im Winter, wo die Sonnenstrahlen sehr flach fallen, macht sich der Schatten noch mehr bemerkbar. In dieser Zeit benötigt man jeden Sonnenstrahl im Gewächshaus könnte man sagen. Die Sonnenstrahlen wärmen nicht so stark, weil die Sonne tiefer steht.

Du solltest bei der Planung deines Gewächshauses auch auf jeden Fall einen Blick auf den Bebauungsplan deines Grundstücks und deines Baugebietes einsehen. Es gibt Baugrenzen, in denen nicht gebaut werden darf. Du kannst den Bebauungsplan bei deiner Gemeinde einsehen. Eventuell ist er auch im Internet veröffentlicht.

Darüber hinaus solltest du prüfen, welche Größe an Gewächshäusern in deiner Gemeinde ohne Baugenehmigung gebaut werden dürfen. Normalerweise sind Hobby-Gewächshäuser genehmigungsfrei wie ich bei meiner Recherche festgestellt habe. Es gibt aber keine bundesweite Genehmigung dafür. Die Bauvorschriften sind sehr unterschiedlich je Bundesland, Landkreis und Gemeinde. Es lohnt sich also, die Gesetzeslage vorher zu prüfen.

Das Fundament bauen

Ich wollte insbesondere ein gut isolierendes, stabiles Fundament für das Gewächshaus bauen. Durch 80 cm Tiefe des Fundaments sollte eine solide Basis geschaffen werden und frostsicher angelegt sein. Da ich Schalungssteine mit den Maßen 50 x 25 x 24 cm verwendet habe, wurden es dann letztendlich 100 cm Fundament. Das war nur möglich, indem wir mit einem Bagger das Fundament ausheben konnten. Der Boden hier ist extrem verdichtet und teilweise steinig.

Durch das Tiefe Fundament steht das Gewächshaus heute leicht erhöht und ermöglicht Wasser abzufließen. Die Beete im Gewächshaus sind etwa 20 cm unterhalb der Bodenkante/Fundamentoberkante. Das soll zusätzlich wärmespeichernd wirken und ist praktisch, wenn man die Beete abdecken möchte.

Zusätzlich habe ich das Fundament außen durch eine Wärmedämm-Schicht isoliert. Ob es hilft, kann ich nicht sagen, aber mir war klar, dass ich nie wieder so tief graben möchte, um eine Dämmschicht nachzurüsten. Daher habe ich das sofort mit erledigt.

Welches Gewächshaus wählen?

In der heutigen Zeit werden Stürme immer heftiger. Ich bin froh, dass wir ein solides Gewächshaus gewählt haben und es fest mit dem Fundament verschraubt haben. Da das Gewächshaus bei uns frei steht, muss es auch viel Wind aushalten. Achte beim Gewächshaus auf stabile Verbindungen. Schau dir einige Modelle vorher in einer Ausstellung an. Dein Gewächshaus soll schließlich auch nach einem Sturm noch bei dir im Garten stehen, nicht bei deinem Nachbarn.

Den Boden aufwerten

Wie ich schon oben erwähnt habe, wollten wir den Boden bei der Gelegenheit aufwerten, also lockern, zum Teil auswechseln, nährstoffreicher machen und die Wasserhaltefähigkeit verbessern. Da wir für diese Baumaßnahme einen Bagger zur Verfügung hatten, konnten wir das bewerkstelligen. Etwa 20 Kubikmeter Boden wurden bewegt.

Wir hatten die Möglichkeit, einige Kubikmeter Kompost in unterschiedlichen Reifezuständen einzubringen. Zusätzlich hatten wir Bokashi produziert (fermentierte Küchenabfälle). Alles zusammen hat einen einmaligen Boden ergeben. Fein strukturiert und sehr nährstoffreich.

Ein geheiztes Gewächshaus bauen

Willst du ein geheiztes Gewächshaus bauen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ich einige Jahre im Vorfeld im Kopf immer wieder herumgewälzt habe. Ich möchte meine Überlegungen dazu hier mit dir teilen, vielleicht bringen sie dich bei deinem Projekt weiter. Ich habe diese Alternativen selbst nicht ausprobiert, aber habe sie einige Zeit durchdacht und dann verworfen. Die Gründe dafür stehen auch in den jeweiligen Kapiteln.

Allgemein war ich dabei eher der Überzeugung, Heizschleifen im Boden einzubauen, anstatt durch einen Heizkörper die Luft zu erwärmen. Das ist effektiver und bringt den Pflanzen warme Wurzel, die dann gut gedeihen können. Du musst dann nur die Temperatur begrenzen, damit die Wurzeln nicht zu warm werden. Die üblichen 50°C oder mehr, die in der Heizung fließen, sind viel zu heiß.

Dann hat mich auch beschäftigt, wie tief die Heizschleifen liegen müssen, damit sie einerseits effektiv sind und die Wärme gut nach oben abgeben, andererseits nicht so hoch liegen, dass man sie ständig beim Graben erwischt, beschädigt, oder den Platz für die Pflanzen weg nimmt.

Heizen über die Zentralheizung des Hauses

Hast du die Möglichkeit, deine Zentralheizung “anzuzapfen”, musst du zunächst bedenken, dass du eventuell in den tiefsten Wochen des Winters nicht heizen möchtest. In dieser Zeit muss verhindert werden, dass die Heizung einfriert. Entweder kannst du das so erreichen, dass du einen zweiten Heizkreislauf für dein Gewächshaus baust und in der kalten Zeit das Wasser ablässt, damit die Leitung nicht kaputt friert. Oder du verwendest eine Flüssigkeit, die auch bei sehr niedrigen Temperaturen nicht einfriert.

In jedem Fall ist diese Lösung sehr kostspielig und rechnet sich nicht wirklich. Auch wenn du ein paar Wochen früher Tomaten ernten kannst oder im Winter ein paar exotischere Salate hast, sind die Kosten für das Heizen selbst immens hoch. Deswegen habe ich diese Lösung auch schnell wieder verworfen.

Heizen über Kompostabwärme

Ein durchaus interessanterer Weg der Heizung ist die Nutzung der Kompostabwärme. Hierfür benötigst du einen ausreichend großen Kompost oder einen sogenannten Biomeiler, der gezielt für das Heizen zusammen gestellt wird. Das bedeutet, das Material muss so gewählt werden, dass die bakteriellen Prozesse in Gang kommen und Wärme erzeugen. Im inneren können dann etwa 65°C entstehen. Diese Wärme kannst du durch eine Heizschleife im Biomeiler und im Boden des Gewächshauses dann nutzen. Auch hier musst du die Temperatur in der Heizschleife so begrenzen, dass die Pflanzen keinen Schaden nehmen.

Die Herausforderung bei dieser Heizlösung ist, dass der Kompost mit passendem Material im Herbst zusammen gestellt werden muss. Du benötigst einige Kubikmeter Material. Soll die Temperatur den Winter über halten, ist weit mehr als ein Kubikmeter notwendig. Du brauchst also eine Menge Platz. Und es kostet viel Mühe, den Biomeiler zu bauen und das Material einzuschaufeln. Vermutlich musst du auch Material dazu kaufen, denn so viel Kompost hat kaum jemand vorrätig.

Der angenehme Nebeneffekt hierbei ist, dass du immer große Mengen fertigen Kompost, also Nährstoffe für deine Pflanzen hast, wenn du den Biomeiler-Inhalt gegen frischen austauschst.

Heizen über Solar

Einerseits erwärmt sich ein Gewächshaus ja sowieso schnell, wenn Sonne darauf fällt. Allerdings kann man auch zusätzlich Sonnenkollektoren aufstellen und dann wiederum Heizschleifen im Boden versorgen. Diese Möglichkeit habe ich aber schnell verworfen. Denn die Kosten hierfür sind hoch und die Wärme ist nur dann verfügbar, wenn Sonne scheint. Das ist tagsüber in den Monaten, in denen das Gewächshaus sich eh von selbst durch die Sonne erwärmt.

Speicherung der Wärme

Eine Art passive Heizung kann die Speicherung der Wärme in Wassertanks sein. Ich hatte anfangs erst geplant, große Wassertanks in den Boden des Gewächshauses einzubauen und dann dort die Wärme zu speichern. Allerdings bleibt dann nicht genügend Boden zum Wurzeln für die Pflanzen übrig. Was man allerdings machen kann: Wasserkanister zwischen die Reihen stellen. Das ist einfach und flexibel – kann auch schnell wieder abgebaut werden.

Du musst dabei bedenken: Der Wasserspeicher puffert in beide Richtungen die Temperatur. Einerseits wird es nachts nicht so schnell kalt. Das macht sich schon deutlich durch ein paar Grad bemerkbar. Andererseits dauert es aber morgens auch länger, bis die Temperatur steigt. Das ist aber grundsätzlich ganz günstig, denn wenn du im sonnigen März auf einmal 30°C im Gewächshaus hast, wird dein Feldsalat schnell schießen und zu blühen beginnen.

Die Speicherung der Wärme über Wasserkanister betreiben wir in den letzten Jahren mit Erfolg.

Alle meine Selbstversorger-Artikel

Literaturnachweis

Lorenz-Ladener, C. (2021b). Kleine grüne Archen: Passivsolare Gewächshäuser selbst gebaut (5. Aufl.). ökobuch.

Palmstierna, I. & Gschwilm, J. (2017). Das Gewächshausbuch für Einsteiger und Fortgeschrittene – Beheizung, Einrichtung, Beleuchtung, Überwinterung, Anzucht, Aussaat: Das ganze Jahr säen, ernten, genießen. Stiftung Warentest.

Coleman, E. & Palme, A. (2014). Handbuch Wintergärtnerei. Frisches Biogemüse rund ums Jahr (1., mit einem Vorwort von Wolfgang Palme). Löwenzahn Verlag.

Home – Eliot Coleman & Barbara Damrosch. (2021, 5. Mai). Eliot Coleman & Barbara Damrosch. https://www.eliotbarbara.com/

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